Kochen für Hunde bei Nierenerkrankungen

Wenn dein Hund die Diagnose chronische Niereninsuffizienz (CNI/CNE/CDK) bekommen hat, steht vermutlich deine ganze Welt erst einmal Kopf. Verzweifelt fragst du dich „Was darf mein Hund jetzt überhaupt noch fressen? Muss ich alles umstellen? Und wie kann ich sicherstellen, dass er trotzdem alles bekommt, was er braucht? Kann ich ihm damit noch etwas Zeit und vor allem Lebensqualität schenken?“

Die gute Nachricht ist: Ja, du kannst deinem Hund mit einer angepassten Ernährung helfen! Selbst kochen bei einer Niereninsuffizienz ist die perfekte Möglichkeit, das Futter weiterhin schmackhaft zu machen, die Nieren zu entlasten und die Mahlzeiten individuell an eure Bedürfnisse anzupassen.
Damit das gelingt, schauen wir uns zunächst an, was da im Körper passiert.

Was passiert bei einer Niereninsuffizienz eigentlich?

Die Nieren sind wahre Multitalente: Sie filtern Abbauprodukte aus dem Blut, regulieren Wasser- und Mineralstoffhaushalt, aktivieren Vitamin D und beeinflussen sogar den Blutdruck (Quelle). Wenn die Nierenfunktion nachlässt, sammeln sich Stoffwechselprodukte wie Harnstoff und Kreatinin im Blut an. Gleichzeitig geraten oft Mineralstoffe wie Phosphor oder Kalium aus dem Gleichgewicht. Manche Hunde trinken plötzlich sehr viel, müssen ständig raus, andere verlieren Gewicht oder wirken müde. Je nach Stadium der Erkrankung können auch Appetitlosigkeit, Mundgeruch, Sodbrennen und Übelkeit dazu kommen, auch Durchfall ist möglich. Oft bleiben die Anzeichen aber auch lange unauffällig (Quelle) oder sind so unspezifisch, dass sie nicht direkt den Nieren zugeordnet werden. Deshalb werden viele Hunde oft erst dann beim Tierarzt vorstellig, wenn sie bereits 70-75% der Nierenfunktion eingebüßt haben (Quelle).
Heilen lässt sich die CNI leider nicht – und deshalb ist die Panik bei uns HundehalterInnen auch immer erstmal groß nach dieser Diagnose. Trotzdem bist du nicht hilflos allem ausgeliefert!

Du kannst mit der richtigen Fütterung den Stoffwechsel entlasten und deinem Hund mehr Lebensqualität schenken.

Warum ist die Ernährung so entscheidend?

Eine angepasste Ernährung gilt heute als eine der wichtigsten therapeutischen Maßnahmen bei CNI. Studien zeigen: Hunde, die eine spezielle Nierendiät erhalten, leben deutlich länger und haben eine bessere Lebensqualität als Hunde, die normales Futter bekommen. Auch entwickeln sie erst später Symptome wie Erbrechen und Appetitverlust– ein klarer Hinweis, wie stark die Fütterung den Krankheitsverlauf beeinflussen kann (Quelle). Denn die Nieren haben zwar keine „Reserve“, die sich wieder aufbauen lässt, aber ein Aufhalten und Verlangsamen der Krankheit ist meist möglich.  

Worauf solltest du beim Kochen achten?

Oft liest man, man müsse Protein stark reduzieren, sobald die Nierenwerte im Blutbild etwas über der Referenz liegen. Das ist so nicht richtig!

  • Protein an sich schadet den Nieren nicht, sondern dessen stickstoffhaltige Abbauprodukte. Diese müssen über die Nieren ausgeschieden werden, weshalb es natürlich wichtig ist, die Proteinmenge nicht zu übertreiben, sondern sie in moderaten Mengen zuzuführen (Quelle 1, 2). 
  • Gleichzeitig sind Proteine bzw. die Bausteine der Proteine, also die Aminosäuren, aber lebenswichtig, und ein Mangel wäre genauso schädlich (Quelle 1, 2). 
  • Eine strikte Proteinreduktion kann den Krankheitsverlauf nicht verlangsamen, eine moderate Reduktion hingegen verbessert die Symptome (Quelle). Hierfür gibt es ja nach Stadium der CNI verschiedene Richtlinien (IRIS). 
  • Mindestens genauso wichtig ist jedoch die Qualität des Proteins, also die Aminosäurenzusammensetzung und Verdaulichkeit der Proteine (Quelle). Denn je höher verdaulich das Protein ist, umso weniger Stickstoffabfälle fallen an – platt gesagt – und umso weniger Arbeit haben die Nieren beim Abbau. 

Gut verdauliche Proteinquellen sind beispielsweise hochwertiges Muskelfleisch, Ei und Milchprodukte (Quelle).
Schwer verdauliches Protein umfasst alle getrockneten Kauartikel, Pansen, große Mengen Innereien, minderwertige Proteinmehle in Fertigfutter sowie stark verarbeitete und erhitzte und dadurch anders gefaltete Proteine. 
Gerade in Bezug auf Muskelfleisch ist daher übrigens Kochen immer besser als die Fütterung von Fertigfutter, da du die Fleischqualität deutlich besser beurteilen kannst, wenn das Stück Fleisch vor dir liegt 😊

Muskelabbau und Untergewicht können die Lebenserwartung bei CNI deutlich verkürzen (Quelle 1, 2, 3, 4). Einige Hunde mit einer Nierenerkrankung haben durch den veränderten Stoffwechsel, Muskelabbau und Appetitverlust sogar einen etwas höheren Energiebedarf als gesunde Hunde. Kontrolliere daher immer wieder das Gewicht deines Hundes, damit du die Kalorienzufuhr entsprechend anpassen kannst (Quelle).
Wichtig ist, dass dein Hund kein Muskeleiweiß abbauen muss, um genug Energie zu bekommen, da dies nicht nur zu Muskelabbau führt, sondern auch weitere Abfallprodukte erzeugt und die Nieren belastet. 
Kalorien, die deinen Hund NICHT zusätzlich belasten, können über tierische Fette, Kokosöl/MCT-Öl und gut aufgeschlossene Kohlenhydrate zugeführt werden.

Phosphor wird über die Nieren ausgeschieden. Bei eingeschränkter Nierenfunktion kann zu viel Phosphor in der Nahrung die Krankheit beschleunigen und Phosphor im Blut ansteigen lassen (Quelle). Eine Ernährung mit moderat reduziertem Phosphor hingegen kann die Lebensqualität verbessern (Quelle). 

  • Ziel: Phosphorreduzierte Ernährung (Quelle)
  • ggf. Phosphatbinder zusätzlich zur Fütterung: Basierend auf Calciumcarbonat, Chitosan oder Aluminium, abhängig von den Blutwerten und nur nach Rücksprache mit deiner Tierärztin/deinem Tierarzt und/oder einer Ernährungsberatung
  • Nicht alle Phosphorquellen sind gleich: Organischer Phosphor, der in tierischen und pflanzlichen Zutaten vorkommt ist weniger problematisch für die Nieren als anorganischer Phosphor, der häufig bei verarbeitetem Futter zugesetzt wird (Quelle). (Übrigens sind deshalb unsere Käsepulver im Gegensatz zu vielen anderen Käsepulvern nicht mit Natriumphosphaten versetzt). 
  • Wasserlösliche Vitamine, v.a. Vitamin B-Komplex: Gehen vermehrt über den Urin verloren und müssen erhöht zugeführt werden (Quelle). 
  • Vitamin D, Calcium und Kalium müssen besonders im Blick behalten werden. Eine Anpassung ist aber erst sinnvoll, wenn das Blutbild Auffälligkeiten zeigt und sollte nur nach Rücksprache mit ExpertInnen erfolgen (Quelle). 
  • Natrium: nicht übertreiben! Auch wenn Hunde bei Natrium/Salzzugaben normalerweise sehr unempfindlich sind und es im Gegensatz zu uns Menschen keinen eindeutigen Beleg dafür gibt, dass Natrium zu Bluthochdruck beim Hund führt und damit die Nieren belasten kann, sollte es zur Sicherheit nicht übertrieben werden (Quelle). Das bedeutet aber nicht, dass Natrium im Umkehrschluss massiv reduziert werden sollte, da dies wiederum andere negative Folgen haben könnte (Quelle).
    Unsere Empfehlung: Keine besonders salzigen Leckerlis zusätzlich in großer Menge geben und das Blutbild bzgl. der Elektrolyte regelmäßig prüfen lassen. 

Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA) z.B. aus Fischöl können nicht nur entzündungshemmend wirken, sondern zeigten in Studien sogar eine nierenschützende Wirkung bei Hunden mit CNI (Quelle 1, 2, 3, 4). Sogar die Proteinurie kann durch die Gabe von EPA/DHA reduziert werden (Quelle). Die Menge kannst du mit unserem Omega-3-Rechner berechnen: Rechner.

Dein Hund sollte jederzeit Zugang zu frischem Wasser haben.
Dein Hund trinkt nicht genug?
Vielleicht hilft ein Trinkbrunnen oder eine Messerspitze unserer I-Tüpfelchen?! Erlaubt sind bei CNI z.B. das Speckpulver ohne Speck, Malzhefeflocken, Kokosmilchpulver und das Buttermilchpulver. In kleinen Mengen können auch das Eigelbpulver und das Camembertpulver geeignet sein.
Dein Vorteil: Durch das Selbermachen der Fütterung hast du automatisch mehr Flüssigkeit im Napf als z.B. bei Trockenfutter. Du kannst Kohlenhydrate matschig kochen oder mit unserem Reisbrei größere Flüssigkeitsmengen zuführen.  
Gesunde Hunde sollten täglich zwischen 50-60ml pro kg Körpergewicht an Flüssigkeit zu sich nehmen (inkl. aller Flüssigkeit in der Nahrung). Es gibt zwar Hinweise darauf, dass Hunde mit einer Nierenerkrankung etwas mehr Wasser trinken müssen, um das vermehrte Urinieren auszugleichen, konkrete Mengen liefert die Fachliteratur aber nicht. Denn gleichzeitig sollte die Wasseraufnahme nicht übertrieben werden, denn auch das kann die Nieren überfordern und zu Elektrolytverschiebungen führen.
Achte hier also auf Symptome bei deinem Hund wie verringerte Urinmenge, dunkler Urin, Ödeme oder Austrocknung und besprich die passende Wasserzufuhr mit deinem Tierarzt/deiner Tierärztin.

Mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag helfen,  dass der Harnstoffspiegel nach dem Fressen nicht so stark ansteigt – und dein Hund insgesamt gleichmäßiger entlastet wird.

Viele Kauartikel (z. B. Kauknochen, Rinderohren) enthalten sehr viel Phosphor und schwer verdauliches Protein. Auch Leckerlis zählen zur Tagesration! Am besten greifst du zu speziellen Nierensnacks oder bereitest kleine Snacks selbst zu. Auch unsere Sterne und Herzen sind nierengeeignet und wenn es doch mal etwas zum Knabbern sein soll, empfehlen wir Remis Rübenriegel anstelle tierischer Kauartikel oder Schleckmatten mit Milchprodukten.  

Kochen bei CNI Niereninsuffizienz CNE Hund

Wie also kochen bei Niereninsuffizienz?

Mit Komplettsupplement

Wenn du schnell loslegen willst, sind Komplettzusätze wie Cani Renal eine große Hilfe. Du kochst die Grundzutaten (z. B. Fleisch und Kohlenhydrate), gibst das Supplement nach Anleitung dazu – und die Mahlzeit ist ausgewogen. Für den Alltag ist das eine unkomplizierte und sichere Lösung und ermöglicht auch ein schnelles Umstellen nach der Diagnose, sodass du dich erstmal in Ruhe sortieren kannst, ohne Zeit zu verlieren. Damit ist es genauso bedarfsdeckend und nierenschonend wie ein Nierenfertigfutter. 

Mit Einzelzusätzen

Wenn du es noch individueller möchtest, kannst du die Ration mit Einzelsupplementen aufbauen. Der Vorteil: Jedes Detail kann auf das Blutbild und die Symptome deines Hundes abgestimmt werden. Der Nachteil: Du kannst hier keinem typischen Kochbarf-Prinzip folgen, sondern du benötigst eine fundierte und professionelle Begleitung durch eine Ernährungsberatung. Mach das also bitte nie alleine auf gut Glück. Gerne können wir dir auf Nachfrage aber kompetente KollegInnen empfehlen. 

Weitere Tipps für dich und deinen Hund

Remi ist krank und hat Durchfall

Wir raten dazu, keine typischen Kräutermischungen für die Niere oder andere „Nierenprodukte“ einzusetzen, nur weil sie natürlich und hilfreich klingen. In der Panik und Verzweiflung greift man natürlich nach jedem Strohhalm, das ist uns bewusst und erleben wir nicht nur bei unseren Kundinnen täglich, sondern kennen wir leider auch von unseren eigenen Hunden.
Solche Produkte können aber oftmals mehr schaden als nutzen. Das gilt auch für einige andere Zusätze im Bereich der Nahrungsergänzungen, die im Einzelfall positiv für die Nieren sein können, oftmals aber nur in einem Gesamtkonzept sinnvoll sind. Hierfür empfehlen wir immer die Rücksprache mit deiner Tierärztin/Ernährungsberatung.

Wenn die Erkrankung fortschreitet, ist vielen Hunden übel und sie fressen schlechter. Manchmal musst du dann von deiner perfekt ausgeklügelten Kochration einfach abweichen und auch mal Dinge füttern, die nicht perfekt für die Nieren sind – aber Lebensqualität erhalten und deinem Hund weiterhin Energie geben. Neben Kamillentee, Slippery Elm Bark sowie Medikamenten vom Tierarzt gegen Übelkeit, kannst du außerdem die Mahlzeiten warm servieren oder sie geschmacklich aufwerten. Versuch doch mal, die Kohlenhydrate als Waffeln zu backen (Anleitung) oder unsere I-Tüpfelchen über das Futter zu streuen. 

Es gibt spannende Ergänzungen, die derzeit wissenschaftlich untersucht werden. Dazu gehört z. B. PEA (Palmitoylethanolamid), das in Studien im Zusammenhang mit Verringerung von Zellschädigungen der Niere diskutiert wird (Quelle 1, 2). In einer Studie mit Nagern wurde z.B. beobachtet, dass PEA Nierenschäden reduzieren und die Nierenfunktion teilweise stabilisieren kann (weniger Entzündungen, weniger oxidativer Stress, niedrigere Kreatinin-/Harnstoffwerte). Ob und wie sich das auf Hunde mit chronischer Niereninsuffizienz übertragen lässt, ist bislang nicht ausreichend erforscht. Es könnte aber eine hilfreiche Ergänzung sein – auch hier empfehlen wir die Rücksprache mit dem Tierarzt bzw. Ernährungsberatung.

Es gibt außerdem einige neuere Untersuchungen, wie sich die Darmflora und damit auch die Zugabe von Prä- und Probiotika auf die Nierenfunktion auswirken können. So zeigte beispielsweise eine kleine Studie aus dem Jahr 2025 (Quelle), dass die Zugabe von Darmbakterien sowie verschiedener Faserstoffe wie z.B. FOS helfen kann, urämische Toxine zu senken und damit die Nierenbelastung zu reduzieren (Quelle). Die Zugabe eines Präbiotikums (z.b. PräbioSupport) und eines Probiotikums (wir empfehlen Sivomixx*) ist also einen Versuch wert.

*Klickst du auf diesen Link und kaufst etwas, bekommen wir eine kleine Provision – für dich ändert sich am Preis nichts, aber du machst uns damit eine große Freude. Wir empfehlen natürlich nur, was uns wirklich überzeugt.

Fazit

Kochen für Hunde mit Nierenerkrankung ist eine tolle Möglichkeit, individuell auf die Vorlieben deines Hundes einzugehen, seine Besonderheiten zu beachten und die Nieren gleichzeitig zu entlasten – für mehr Energie und Freude im Alltag und mehr Lebensqualität.
Das selbst kochen mit einem Komplettsupplement ist frischer und individueller bzgl. der Zutatenwahl als ein Nierenfertigfutter und perfekt für einen Einstieg ins Kochen. Verschlechtern sich die Nierenwerte oder möchtest du individueller auf die Bedürfnisse deines Hundes eingehen können, einzelne Blutwerte stärker beachten oder weitere Symptome wie Sodbrennen berücksichtigen, bietet sich die maßgeschneiderte Variante mit Einzelzusätzen an, die durch eine Ernährungsberatung genau berechnet werden sollte.

Egal für welche Variante du dich entscheidest: Wir wünschen deinem Hund Freude an jeder einzelnen Mahlzeit und dir dadurch weniger Sorgen und eine noch lange, gemeinsame Zeit miteinander 😊

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